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Goldenes Jubiläum im Mutterhaus

Am 18. September 2022 feierten fünf Schwestern ihr goldenes Professjubiläum

Lesen Sie hierzu die Predigt von Pfarrer Markus Polders:

Und alles beginnt an diesem einen brennenden Dornbusch, von dem wir in der ersten Lesung aus dem Buch Exodus gehört haben! Und ich frage mich, was gewesen wäre, wenn Mose diesen Busch einfach ignoriert hätte!

Wie viele Büsche werden wohl in der trockenen Hitze der Wüste Midians pro Woche in Flammen aufgegangen sein? Ein Dutzend? Ein brennender Dornbusch – wen interessiert´s? Hingehen und anschauen? Reine Zeitverschwendung, da hat man Wichtigeres zu tun. Wer macht das schon? Näher zu kommen, um es sich genauer anzuschauen? Fasziniert betrachten, wie die Flammen flackern Lauschen wie das Feuer knistert? Das machen doch höchstens Kinder!

Wenn ihr nicht werdet, wie die Kinder … dann werdet ihr es nicht erkennen … dann bleibt ihr blind für das, was da geschieht. Dann rennt ihr vorbei an dem, was euer Leben verändern kann. Mose, schaut genau hin, beobachtet, dass da etwas anders ist als sonst. Spürt, dass da mehr dahinterstecken muss, als das, was man auf dem ersten Blick sieht. Und so kommt es zu dieser Begegnung von Gott und Mose. Gott spricht mit einem Menschen. Lässt ihn erkennen, was er mit ihm vorhat. Gibt seinem Leben einen Auftrag, eine Vision. Und das verändert alles. Nichts ist mehr so, wie vorher. Aus dem Hirten mit Vorstrafe wird einer, der das Schicksal eines Volkes verändert.

Wie oft ich wohl schon an solchen brennenden Dornbüschen vorbeigerannt bin? Die Gelegenheit verpasst habe, mir von Gott etwas sagen zu lassen? Weil ich es zu eilig hatte, zu beschäftigt war, um die leisen Signale Gottes wahrzunehmen? Zu erwachsen, um mich faszinieren zu lassen. Zu schlau, um mich von den Spuren Gottes beeindrucken zu lassen – denn schließlich kann man ja alles erklären. Etwas wahrnehmen, stutzen, sich zu fragen was das soll? Wie Mose, den Hirtenstab wegzulegen, die Schuhe auszuziehen, hinzugehen und zu überlegen, ob da etwas ist, was mit etwas sagen kann und will.

Büsche brennen hier in Dernbach eher selten. Aber manche Situation könnte unser Dornbusch sein. Ein Gedanke der sich nicht so leicht verscheuchen lässt. Ein Gefühl. Ein Traum. Manchmal nur ein Satz eines anderen Menschen. Weitergegangen ist man da viel zu schnell.

Wenn ihr nicht werdet, wie die Kinder … dann werdet ihr es nicht erkennen. Wenn ich mir aber wie Mose Zeit nehme, habe ich die Chance, darin die Stimme Gottes zu hören, der mir immer wieder seinen Sohn Jesus Christus offenbart, denn dieser war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest wie Gott zu sein… so hörten wir in der zweiten Lesung aus dem Brief des Hl. Apostels Paulus an die Philipper: Der Christus-Hymnus. Es ist eins der ersten Lieder, in denen von Jesus gesungen wurde. Es kann sogar sein, dass Paulus und Silas dieses Lied gesungen haben, als sie in Philippi im Gefängnis saßen. Eine Hymne also, die Jesus verherrlicht und in kurzen Versen sein ganzes Leben und dessen Heilsbedeutung darstellt. Es ist sozusagen ein Schnelldurchgang von der Menschwerdung Christi durch die tiefsten Tiefen seines Lebens und Sterbens bis hin zur Königsherrschaft, die er vom Vater nach der Auferstehung erhalten hat.

Paulus schreibt, ER ist er gehorsam „geworden“. Das war auch bei Jesus ein längerer Prozess und nicht so einfach. Zum Schluss sagt in Gethsemane zu seinem Vater: „Aber nicht wie ich will, sondern, wie du willst.“ Im Hebräerbrief heißt es: „Und er hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht, der ihn vom Tod erretten konnte; und er ist auch erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt. So hat er, obwohl er Gottes Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt.“ Das ist für uns vielleicht ein ganz neuer Aspekt, dass Jesus Gehorsam lernen musste. Dass er tatsächlich darum gerungen hat, den Leidensweg zu gehen. So selbstverständlich war das für ihn auch nicht, denn hier auf der Erde war er ja Mensch wie wir alle, und auch er hatte Angst und wollte nicht gerne leiden. Trotzdem hat er nicht kehrtgemacht, obwohl er das hätte tun können. Aber weil er gehorsam geblieben ist, darum hat Gott ihm die Macht und Herrlichkeit zurückgeben können, die er vorher hatte, und noch mehr: Er hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist.

Und der Träger dieses Namens – Immanuel – Jesus sagt uns im Evangelium: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.“ Damit ist nicht gemeint, dass jeder den ganzen Tag mit der Bibel herumlaufen muss, um ständig in ihr zu lesen. Hier geht es vielmehr um die Frage: Wie kann das Wort Gottes, das Wort der Heiligen Schrift, unser Leben wirklich prägen? Das heißt: Mein Vertrauen zu Gott soll täglich wachsen, damit ich mein Leben immer mehr erkenne als eine Schale, die ich mit seiner Liebe füllen kann, um zu erfahren, wie Gott in meinem Lebensweg wirkt.

Sie, liebe Jubilarinnen, gehen diesen Ordenslebensweg bereits seit 50 Jahren und geben so Zeugnis, dass es möglich ist als überzeugte Christen in dieser Welt leben!
Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für dieses Glaubenszeugnis und treues Bemühen! Sie, liebe Jubilarinnen empfehle ich nun im Hl. Messopfer dem eucharistischen Herrn und tue das auf die Fürsprache Ihrer Hl. Mutter Gründerin, die mit ihrem Geist unter uns gegenwärtig ist. Mein Wunsch für Sie in dieser so festlichen Stunde ist die Bitte an den Herrn, dass er Ihre Hingabe annehme und wie der Hl. Mutter Maria Katharina auch Ihnen die Gnade schenke aus einer persönlichen Dornbuschbeziehung zu Christus Ihre Spiritualität in der Gemeinschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi zu leben, menschliches Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod zu schützen und mit Ihren Fähigkeiten dort Kirche zu bauen, wohin Sie der Herr auch zukünftig im alltäglichen Leben sendet.

vlnr: Sr. Regina, Sr. Hildgard, Sr. Agnes, Sr. Clementine und Sr. Felicia