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Maria Verkündigung 2021

Maria kam aus ganz bescheidenen, fast armen Verhältnissen in einem Dorf in Israel. Da gab es bestimmt keinen Glanz und Prunk…


Ist das nicht ein realistisches Bild? Maria wird als junge Frau dargestellt, die bei der Arbeit ist. Sie kniet auf dem Boden, hat die Ärmel hochgekrempelt, den Putzlappen in der Hand und den Putzeimer neben sich.

Genau so stellen wir uns das überlieferte Geschehen doch vor: Der Engel bricht in Marias Alltag ein. Und auf dem Bild hält sie inne und schaut erwartungsvoll zur Tür hin. Ob es geklopft hat? Auf jeden Fall wird die Türe geöffnet – die Türklinke wird heruntergedrückt, und ein Lichtstrahl kommt durch den Türspalt herein.

Der Engel wird nicht dargestellt, aber das Licht deutet auf ihn hin; und wir wissen, wie es weitergeht: „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.“ Natürlich erschrickt sie über diese Anrede. Das Wort Gnade ist eine Zusammenfassung dessen, was Worte wie Heil, Liebe und Freundschaft im Zusammenhang mit dem Erlösungsgeschehen in Jesus Christus beschreiben. Davon wusste Maria aber noch nichts. Eng verwandte Begriffe sind Heil, Barmherzigkeit, Güte und Gerechtigkeit Gottes. Gnade hat auch mit Geschenk und Gabe zu tun, aber auch mit Wohlwollen oder Gunst, die dem Menschen – gratis – entgegengebracht wird. Das wird Maria aus ihrer Religion gekannt haben, und dass jeder Gnadenerweis ein unverdientes Gnadengeschenk ist.

Und nun wird Maria angeredet als Begnadete, als Mensch, dem dieses unverdiente Geschenk zuteil wird. Wahrscheinlich hat sich Maria gar nicht gefürchtet, denn geht das, wenn einem Gnade geschenkt wird?

Natürlich ist Maria erstaunt, als ihr der Engel verkündet, dass sie einem Kind das Leben schenken wird. Aber sie zögert nicht, Ja zu sagen und dem Herrn in ihr Leben, in ihren Alltag Einlass zu geben. 

Das Fenster ist geöffnet und gibt den Blick frei auf die weiße Taube – der Heilige Geist begleitet dieses gnadenhafte Geschenk – und auf den Baumstumpf, aus dem neues Leben sprosst.

Gefällt Ihnen diese Darstellung der Verkündigung? Fordert sie uns nicht heraus, aufmerksam zu sein in unserem persönlichen Alltag? Vielleicht klopft es plötzlich auch an unsere Tür, und wir werden als Begnadete angesprochen.  Gnade ist Geschenk und Gabe. Sagen wir Ja zu dem göttlichen Wirken in unserem Leben, in unserem Alltag, in unserer Gemeinschaft?

Das Festgeheimnis, das ja für uns eine besondere Bedeutung hat, lädt uns ein, uns neu auf diese Frage einzulassen. Es hat ja auch mit Berufung zu tun.

Wir wünschen Ihnen und uns, dass uns das gelingt, dass wir aufmerksam sind auf Sein Kommen in unser Leben, dass wir Ja sagen zu dem göttlichen Wirken in unserem persönlichen und in unserem gemeinschaftlichen Leben. Wir wissen ja: Daraus kann Großes erstehen.

Bleiben Sie gesegnet und behütet!

Sr. M. Theresia Winkelhöfer
Provinzoberin